Horst Dango über Ferienzeltlager in Schürfelde

Kinder- und Jugendfreizeiten im Märkischen Kreis - ein wilder Ort in der Natur zum Spielen und Entdecken.

„Einen besseren Ort als hier gibt es nicht“          

Horst Dango steht am Rande einer weiten, grünen Wiese auf dem Gelände des heilpädagogischen Kindergartens Schürfelde. Der große bärtige Mann, mit freundlichen Augen und einer brummigen Stimme trägt einen dunkelgrauen Filzmantel und einen Hut mit Federn. In seiner Hand hält er einen Hirtenstock, wie einen Zepter.

Dangos Blick schweift über die grüne Fläche als würde er in Erinnerungen schwelgen. „Hier stehen immer die Zelte der Kinder“ erzählt er und deutet mit seiner Hand nach rechts. „Und hier dieser kleine Platz ist reserviert für den Obermeister. Das bin ich“, sagt er stolz. Wenn er lacht zeichnen sich kleine Falten um seine Augen ab und er sieht noch sympathischer aus. Von seinem Zeltplatz aus, am Ende der Wiese, kann er alles beobachten. Dango behält gerne den Überblick.

Seit 40 Jahren engagiert sich Dango ehrenamtlich bei der Arbeiterwohlfahrt. Das Zeltlager liegt ihm besonders am Herzen. „Sonst hätte ich das nicht so lange gemacht“. Er ist einer der richtig alten Hasen. Er kennt sich mit Zelten und der Natur aus wie kein anderer. Schließlich war er Soldat. Jährlich in den Sommerferien zelten 40 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren auf dem Gelände des Kindergartens in Meinerzhagen. Sie verwandeln den Zeltplatz in einen wilden Ort zum Spielen und Entdecken.

Jetzt, im Juni, stehen keine Zelte auf der großen Wiese. Erst im August, in den Sommerferien, kommen die Kinder. So lange lagern die Materialien in einem Lagerraum im alten Trakt des dortigen heilpädagogischen Kindergartens. Hinter einer dunkelbraunen, schweren Tür bewahrt Dango alles was er für die Kids braucht. In deckenhohen Metallregalen ist alles verstaut. Links neben der Tür befindet sich eine gemütliche Sitzecke. An der Wand hängen große Bilderrahmen mit Erinnerungen aus all den Jahren.

Probleme hat es noch nie gegeben. ,,Nur einmal mussten wir im Kindergarten übernachten. Da hat es so stark gewittert, das war einfach zu gefährlich draußen.‘‘ Dango ist nach all den Jahren Erfahrung allem gewappnet. Selbst für ganz starkes Heimweh hat er seine Tricks, damit es den Kleinen schnell besser geht.

Die weiten Wiesen und der endlose Blick bis zum Horizont erinnern mehr an Heidis Alm in den Bergen als an das Sauerland. Weit und breit keine Straße. Nur ein großes Klettergerüst mit einer Rutsche und ein Trampolin.  Während der Kinderfreizeit wird getobt und gespielt und die Natur entdeckt. Ein schönes Miteinander und die Sicherheit der Kinder ist Dango und seinen Helfern wichtig.

Jeder kann mithelfen, damit sich alle wohlfühlen. Das war schon immer so. Die Werte haben sich in den 40 Jahren nicht geändert. Nur die Zeltbedingungen sind etwas komfortabler geworden.

Erinnerungen Horst Dango

Foto oben: Erhard Pierlings und Horst Dango erzählen

Auch der Wandel der Zeit ist zu erkennen. Das heute viel mehr Kinder am Computer oder dem Smartphone spielen als im Wald merkt auch Dango. „In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger geworden. Früher standen neben den circa 40 Teilnehmenden auch meistens noch mindestens 15 Kinder auf der Warteliste.“ erzählt er.

In den Anfangstagen des Ferienspaßes war das Zeltlager an einem anderen Ort, der nicht so ideal war. Um auf die Toilette zu kommen mussten die Kinder eine Straße überqueren. Nachts durften sie nicht alleine gehen. ,,Die arme Betreuerin von damals hat in den Tagen vielleicht drei Stunden Schlaf bekommen“, lacht Dango. Da ist der Platz auf dem Gelände der Kindertagesstätte viel besser.

Auch für dieses Jahr ist der Ferienspaß wieder in Planung. Ob es das letzte Mal sein wird, weiß Dango. noch nicht. Der inklusive Kindergarten Schürfelde zieht in wenigen Wochen aus. Die Einrichtung ist leider vielen zu abgelegen. Die AWO als Betreiberin möchte die KiTa nun zentraler gelegen neu aufbauen. Kinder mit und ohne Behinderung kommen dort zusammen. Um wieder mehr Anmeldungen zu erreichen zieht der Kindergarten im Oktober in das Stadtzentrum von Lüdenscheid. Ob Dango und die Kinder bleiben dürfen liegt an dem neuen Besitzer. Dango will auf jeden Fall weiter machen.
 

2. Video: Der Wandel der sozialen Arbeit Imagefilm 'AWO FÜR ALLE, von 1988
Kapitel Kinder (Inklusion, Kindertagesstätten, Stadtranderholung, Spielmobil, Ferienfreizeiten: Norderney und Zeltlager)

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Autoren
Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Lorena Hage und Johanna Schröder
Film von der Historischen Kommission des Märkischen Kreises