Damals wie heute – wird morgen …

Räumung des Elsass von deutschen Flüchtlingen

14. Juni 1940: Am Tag der Besetzung von Paris räumen die Franzosen das Elsass von deutschen Flüchtlingen.

Viele von ihnen – so auch Marie Juchacz – versuchen, sich in Südfrankreich zu verstecken.

Anerkennung der AW Paris durch den Prager Exil-Vorstand der SPD

März - Juli 1936 (bis September 1939): Die AW Paris (Gründung Sommer 1933) nimmt nach später Anerkennung durch den Prager Exil-Vorstand der SPD ihre Arbeit auf. Mit Unterstützung des Exil-Vorstands der SPD in Prag, der französischen Sozialisten, dem internationalen Bund der Gewerkschaft und einer amerikanischen Stiftung hilft die AW Paris deutschen Emigranten. Außerdem hat die AW Paris Kontakt zum Flüchtlingskommissar des Völkerbundes und wirkt mit in der Einheitsvertretung deutscher Emigranten aller Richtungen in Frankreich.

Präsident ist Rudolf Breitscheid; Marie Juchacz, Angelika Braun, Kurt Glaser, Albert Grzesinski, Valtentin Hartig, Gerhard Kreyssig, Kurt Loewenstein und Rudolf Hilferding sind Mitglieder im „Conseil d‘administration“.

AWO Widerstandskämpferin Johanna Kirchner

Emigrantenhilfe in Saarbrücken

Bis zur Saarwahl im Januar 1935 können regelmäßig vom Saarland aus Zuwendungen an Mitglieder und deren Familien in Deutschland organisiert werden. Diese Aufgabe wird von frühen Exilanten (Spitzengenossen aus Partei und AW - Marie Juchacz) in Zusammenarbeit mit der AW des Saargebietes gesteuert. 

Besetzung des Büros des Hauptausschusses der AW

Die Geschäftsstelle des Hauptausschusses wird zunächst von SS-Leuten aufgesucht, die Auskünfte einholen (Anschluss an die NSV). Dann erscheint ein Beauftragter der Deutschen Arbeitsfront, Herr Kabitz, der die Geschäftsführerin Lotte Lemke des Hauses verweist und die „Leitung der Arbeiterwohlfahrt” übernimmt.

Vorsorglich war schon vorher in der Großbeerenstraße ein Ausweichbüro gemietet worden. In diesem Zimmer treffen sich täglich nach Dienstschluss der gleichgeschalteten Geschäftsstelle die verantwortlichen Mitarbeiter und beraten Gegenmaßnahmen zu den von Kommissar Kabitz herausgegebenen Anweisungen.

Überall im Lande vollzieht sich der gleiche Vorgang wie in der AW-Zentrale: Geschäftsstellen werden besetzt, die Bankkonten beschlagnahmt, die Heime und Einrichtungen in Besitz genommen. Viele der führenden Persönlichkeiten müssen ihre Sicherheit in der Emigration suchen, viele kommen in Gefängnisse und Konzentrationslager; viele kehren nicht wieder zurück.

Auflösung und Verbot in der Nazizeit

Am 17. März 1933 macht die AWO den vergeblichen Versuch, durch eine Änderung ihrer Satzung dem aufkommenden Unheil entgegenzuwirken.

Die deutsche Arbeitsfront reisst im Mai 1933 die Leitung der AWO an sich. Die AWO als Organisation existiert nicht mehr.

Gründung einer Tarnorganisation

Der Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt gründet eine Tarnorganisation zur Hilfe für Verfolgte, Inhaftierte, Emigrierte und deren Familien und stattet diese Organisation mit einem namhaften Geldbetrag aus.

Durch die prominente Vorstandsbesetzung (Elsa Brändström als Vorsitzende und Elisabeth de Morsier als stellv. Vorsitzende) kann der Verein bis zur Verausgabung der Mittel in 1936 unangetastet durch die Nazis arbeiten.

So werden mehrere Hundert wertvoller Pakete an Familien Verfolgter versandt, Erholungsaufenthalte für Kinder und Haftentlassene durchgeführt und bis Ende 1935 ein Kindergarten in Berlin-Reinickendorf unterhalten, in dem fast ausschließlich jüdische Kinder betreut werden.

 

Auflösung und Verbot des Immenhofes

Erst 1927 eröffnete die AWO in der Lüneburger Heide eine Fürsorgeeinrichtung sozialistischer Prägung. Das vor allem für Mädchen und junge Frauen gedachte „Berufserziehungsheim Immenhof“. Schon damals umstritten, war Immenhof eine Modelleinrichtung mit Vorbildcharakter. In ihr sollte die sozialistische Fürsorgeerziehung ihre Erfüllung werden. Im Gegensatz zur repressiven bürgerlichen „Erziehung“, die die sozialen und auch psychischen Folgen von Armut und Elend wegschloss und bestrafte, sollten hier Mädchen und junge Frauen zu emanzipierten und selbstbewußten Menschen heranwachsen.

Das „Programm“ orientierte sich vor allem an den damals frauenspezifischen Arbeitsfeldern. Dazu gehörten Kinderpflege, Haushaltsführung, Landwirtschaft und Gartenbau. Gleichzeitig diente der Immenhof aber auch als Kindererholungsheim, so dass die Mädchen und jungen Frauen gewissermaßen am „praktischen Objekt“ üben konnten.

5. März 1933: Unter polizeilicher Begleitung lässt das Hauptjugendamt der Stadt Berlin die auf dem Immenhof untergebrachten weiblichen Jugendlichen abtransportieren. Die Kinder dürfen zunächst noch dort bleiben. Der Immenhof geht in den Besitz der NSDAP, Amt für Volkswohlfahrt, über.

Ablehnung von Kooperation mit Nationalsozialisten

Zur Winterhilfe 1932 schreibt Lotte Lemke in der „Arbeiterwohlfahrt” (Nr. 18/1932) u. a.:

„Während der Hauptausschuss in allen Fällen die Entscheidung über Beteiligung oder Nichtbeteiligung völlig in die Hände der Bezirks- und Ortsausschüsse verlegt, so hat er sich doch in einem Falle entschlossen, die Unterorganisationen zu binden. Dieser Fall betrifft die Frage einer Beteiligung der Nationalsozialisten an der Winterhilfe. Wo dieser Fall praktisch wird, da kann es für die Arbeiterwohlfahrt nur ein Fernbleiben geben; wir müssen es ablehnen, mit einer Organisation, die durch ihren Mordterror unendliches Elend über zahllose Arbeiterfamilien gebracht hat, uns an einen Tisch zu setzen.”

Die Zehnjahrfeier

Die Zehnjahrfeier findet im Plenarsaal des Preußischen Staatsrates in Berlin statt.

Unter den Ehrengästen sind: Reichsarbeitsminister Rudolf Wissel, der Preußische Ministerpräsident Otto Braun, der Präsident des Preußischen Landtags Friedrich Bartels.

Jubiläumsfeier: 10 Jahre AWO

Gründung der Internationalen Arbeiterwohlfahrt

Aus Anlass der Feier des zehnjährigen Bestehens der Arbeiterwohlfahrt treffen sich die von Marie Juchacz eingeladenen Vertreter*innen ausländischer Schwesterorganisationen.

Es werden Möglichkeiten der praktischen Zusammenarbeit (z.B. Kinderaustausch, soziale Praktika) verabredet und die Herausgabe einer Korrespondenz mit Berichterstattung über wohlfahrtspolitische Ereignisse in den einzelnen Ländern in Aussicht genommen.

Marie Juchacz wird zur Vorsitzenden, Hedwig Wachenheim zur Schriftführerin der Internationalen Arbeiterwohlfahrt gewählt.

Wer war Lotte Lemke?

Eröffnung der „Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt“

Eröffnung der „Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt“ in Berlin. Vorsitzende des Kuratoriums und Leiterin der Schule: Hedwig Wachenheim; hauptamtliche Dozentin Dr. Erna Magnus (ab Herbst 1929 auch Dr. Susanne Hirschberg). 

Schule und Geschäftsstelle des Hauptausschusses beziehen das Gebäude Belle-Alliance-Platz 6 in Berlin-Kreuzberg.

Die Zeitschrift der „Arbeiterwohlfahrt“

Die Zeitschrift „Arbeiterwohlfahrt“ erscheint. Die Auflage beträgt 10.000. Erscheinungsweise zweimal monatlich. Die Schriftleitung hat Hedwig Wachenheim.

Else Drenseck - eine eindrucksvolle Lebensgeschichte

Registrierung als Verein

Am 3. April 1925 wird der Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt als eingetragener Verein beim Amtsgericht Berlin-Mitte registriert. Damit ist die AWO formal selbständig.

Vertreterkonferenz in Berlin

Beschlussfassung über die Zusammensetzung des Hauptausschusses, er besteht aus:

  • den vom Vorstand der SPD bestätigten Mitgliedern (Arbeitsausschuss),
  • den gewählten Vertretern der Bezirke,
  • den Vorsitzenden der Fachkommissionen.

Die Bildung von zehn Fachkommissionen wird beschlossen, außerdem die Bildung einer „Kommission zur Beratung eines Status”.

Hilde. Die war für alle da.

Zu Ehren von Christine Schnur, Mitbegründerin des Ortsvereins Lüdenscheid

OV Rheine: 150 aktive Mitglieder, 96 Jahre vor Ort, 7.532 Tassen Kaffee, 867 Grillwürste

Elfriede Amelong: Streitbare Sozialpolitikerin

Richtlinien

Der Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt veröffentlicht die ersten vorläufigen Richtlinien für seine und die Arbeit der Verbandsgliederungen.

AWO Historie – Gründung, Epochen, Grundsätze

AWO in der Weimarer Republik

Gründung der Arbeiterwohlfahrt als Selbsthilfebewegung

Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und großes Elend prägen die ersten Jahre der jungen Republik.

Marie Juchacz erlangt die Zustimmung des Parteiausschusses der SPD zur Gründung des 'Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt'.

Er bezweckt die Mitwirkung der Arbeiterschaft bei der Wohlfahrtspflege, um hier die eigene soziale Auffassung durchzusetzen.
Insbesondere soll die gesetzliche Regelung und die sachgemäße Durchführung gefördert werden.

Gründung des ‘Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt‘

Marie Juchacz erlangt die Zustimmung des Parteiausschusses der SPD zur Gründung des „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“. Er bezweckt die Mitwirkung der Arbeiterschaft bei der Wohlfahrtspflege, um hierbei die soziale Auffassung der Arbeiterschaft durchzusetzen. Insbesondere will er die gesetzliche Regelung der Wohlfahrtspflege und ihre sachgemäße Durchführung fördern.

Marie Juchacz - Begründerin der Arbeiterwohlfahrt

Die Herzkammer der Herner Sozialdemokratie

Stellungnahme zur Reichstagswahl

Die Zeitschrift „Arbeiterwohlfahrt” (Nr. 15/1930) fordert unter der Überschrift „Kampf“ zur bevorstehenden Neuwahl des Reichstages zur Stimmabgabe für die SPD auf. 

Aus dem Inhalt: „Eine falsche Politik überlastet die Wohlfahrtspflege. Statt Ankurbelung der Produktion durch Preissenkung hat die Regierung durch Lohnsenkung ohne Preissenkung die Wirtschaftskrise verschärft, die Arbeitslosenziffern erhöht und so die Arbeiter aus der Wirtschaft in die Arbeitslosenversicherung gedrängt. Durch Verschlechterung der Arbeitslosenversicherung aber drängt sie wiederum die Arbeitslosen in die Wohlfahrtspflege. Zum Schluss sollen die Arbeiter die erhöhten Kosten der gemeindlichen Wohlfahrtspflege durch die Kopfsteuer bezahlen. Die besten Wohlfahrtsgesetze, die beste Fürsorgepraxis können solcher Politik nicht standhalten. Massenelend, dem keine Fürsorge gewachsen ist, muss das Ende sein.”

Maria Janz: Nachkriegs-Zeitzeugin der Dortmunder Nordstadt